Liebeskummer – was tun?

Das Ende einer Beziehung wird sehr unterschiedlich erlebt. Während die einen scheinbar problemlos in die nächste Lebensphase übergehen, werden andere völlig aus der Bahn geworfen. Liebeskummer kann als tiefgreifende Lebenskrise erlebt werden – eine seelische und existentielle Bedrohung, bei der Gefühle oft intensiver erlebt werden als je zuvor. Liebeskummer kann zudem eine extreme Stresssituation auslösen, die nicht nur emotional, sondern auch körperlich spürbar ist. Viele Menschen erleben Schlafprobleme, ihr Essverhalten verändert sich – manche essen kaum noch, während andere viel mehr essen – das Immunsystem ist geschwächt. Oft erlebt man auch eine grosse innere Unruhe und grübelt ständig über die vergangene Beziehung und den geliebten Menschen, der jetzt nicht mehr da ist.

Bei der Bewältigung von Liebeskummer lassen sich verschiedene Phasen beobachten. Die erste Phase ist oft von Verdrängung geprägt. Man will die Trennung nicht wahrhaben und klammert sich an die Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Darauf folgt eine Phase, in der intensive Gefühle wie Trauer, Schmerz, Wut, Angst, Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Schuldgefühle etc. mit voller Wucht spürbar sind. Die Akzeptanz der Situation kommt meist erst später, wenn die Erkenntnis reift, dass die Beziehung tatsächlich vorbei ist. Erst dann beginnt die Neuorientierung, in der sich der Blick wieder auf die Zukunft richtet und neue Perspektiven erkennbar werden.

In dieser herausfordernden Zeit gibt es Strategien, die hilfreich sein können, um den Kummer zu bewältigen. Wichtig ist es, Routinen beizubehalten. Regelmäßiges Essen, Sport und der Kontakt zu Freund*innen sind essenziell, um sich nicht vollständig in der Trauer zu verlieren. Zudem ist es wichtig, die intensiven Gefühle, die mit Liebeskummer einhergehen, nicht zu unterdrücken, sondern sie bewusst zuzulassen. Ein hilfreicher Ansatz ist es, diese Gefühle zunächst wahrzunehmen, sie zu benennen und sie zu akzeptieren, ohne sie sofort zu verdrängen. Wenn man sich erlaubt, diese intensiven Gefühle zu spüren, verlieren sie mit der Zeit ihre Macht. Es kann Sinn machen, sich täglich bspw. 10 Minuten bewusst dafür Zeit zu nehmen.

Eine weitere Herausforderung ist die Tendenz, die Vergangenheit und die ehemalige Partnerperson zu idealisieren. Oft fühlt sich der Schmerz wie ein Drogenentzug an und unser Hirn versucht, auf jede erdenkliche Weise in Kontakt mit der verlorenen Person zu kommen – sei es durch Social-Media-Profile oder den ständigen Drang, an die gemeinsame Zeit zu denken. Hier lohnt sich, die Partnerschaft realistisch zu betrachten und sich auch mit den herausfordernden Anteilen der Beziehung auseinanderzusetzen: Was war schwierig? Was hat Schmerzen oder Stress verursacht? Woran wurde ich durch die Beziehung gehindert? Dies alles kann beim Loslösen unterstützen. 

Wie lange Liebeskummer dauert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Für einige ist der Schmerz nach wenigen Monaten verarbeitet während anderer Jahre brauchen, um über das Ende einer Beziehung hinwegzukommen. Es ist wichtig, sich selbst genügend Zeit zu geben und sich nicht vom sozialen Umfeld unter Druck setzen zu lassen. Sollte man jedoch den Eindruck bekommen, dass man in der Trauer feststeckt und keine Fortschritte macht, kann professionelle Hilfe durch Beratung oder Therapie ratsam sein.

Auch wenn es im Moment des Liebeskummers wenig tröstlich erscheint: Oft führt der Schmerz am Ende zu einer Art Wiedergeburt der eigenen Identität. Man lernt, sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren und geht aus der Erfahrung gestärkt und mit einer klareren Vorstellung dessen hervor, was man im Leben und in zukünftigen Beziehungen wirklich will.

Diese und weitere Fragen können auch im Rahmen einer Beratung vertiefter gemeinsam bearbeitet werden.

Weitere Informationen zum Thema:

Zum Reinlesen:

  • Annette Cina (2022). Liebeskummer, lass mich los! Umgang mit Schmerz, Trauer und Wut.

Zum Reinhören:

  • Schluss – Oder wie eine Trennung gelingen kann. Sabine Meyer und Psychotherapeutin Felizitas Ambauen von Beziehungskosmos. Zu finden auf Spotify.
  • Trauer – Oder wenn der Trennungsschmerz nicht aufhört. Sabine Meyer und Psychotherapeutin Felizitas Ambauen von Beziehungskosmos. Zu finden auf Spotify.
  • Liebeskummer: Berechtigte Trauer oder belastende Qual. Stefanie Stahls Psychologie-Podcast auf Spotify
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