Pornografie ist heute allgegenwärtig. Männer konsumieren häufiger, Frauen holen jedoch zunehmend auf. Pornografie wird sowohl von Singles als auch von Menschen in Beziehungen genutzt. Regelmässig wird über die negativen Folgen des Konsums gesprochen. Je nach Häufigkeit, Dauer und Art der Inhalte kann Pornografie schädliche Auswirkungen haben – etwa Abstumpfung, Schwierigkeiten in der Sexualität, eine verringerte Genussfähigkeit, Abhängigkeit. Seltener wird über die möglichen positiven Effekte gesprochen. Tatsächlich kann Pornografie sowohl für Einzelpersonen als auch für Paare bereichernd sein. Die Sexualforscherin und Paartherapeutin Dr. Ursina Donatsch hat hierzu ein Buch geschrieben.
Darin beschreibt sie, dass Pornografie helfen kann, die eigenen Vorlieben zu entdecken und eine positive Beziehung zur eigenen Sexualität sowie zum eigenen Körper zu fördern. Zudem kann sie Entspannung und Stressabbau unterstützen. Wichtig ist jedoch, den Konsum achtsam zu gestalten: Sich bewusst Zeit zu nehmen, die Wahrnehmung nicht nur auf die Bilder, sondern auch auf den eigenen Körper zu lenken und regelmäßig bei der Solosexualität bewusst auf Pornografie zu verzichten, kann helfen, eine gesunde Balance zu wahren.
Sollte das Gefühl aufkommen, den Konsum nicht mehr kontrollieren zu können, darunter zu leiden, Hobbys oder Freundschaften zu vernachlässigen oder die Beziehung dadurch zu belasten, kann es sinnvoll sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Falls Sorgen um den Pornokonsum des Partners oder der Partnerin aufkommen, lohnt es sich, das Thema offen anzusprechen und gegebenenfalls Unterstützung anzubieten oder sich selbst Hilfe zu suchen.
Damit sich der Konsum von Pornografie in der Beziehung positiv auswirkt, empfiehlt Ursina Donatsch folgende Punkte:
- Ein gesundes Maß finden. Der Konsum sollte im Einklang mit der gemeinsamen Sexualität stehen.
- Offene Kommunikation. Heimlicher Konsum kann Unsicherheiten verstärken – es lohnt sich, mit der Partnerperson ehrlich darüber zu sprechen.
- Scham abbauen. Sich mit der eigenen Haltung gegenüber Pornografie auseinandersetzen und offen darüber reden, kann helfen, Schamgefühle zu reduzieren.
- Pornografie nicht als Bedrohung sehen. Der Konsum deines Partners oder deiner Partnerin sagt nichts über dich oder eure Sexualität aus. Fantasien unterscheiden sich meist von dem, was in der Realität wirklich gelebt werden möchte. Zudem bedeutet Pornokonsum keinen Betrug. Solange er in einem gesunden Maß bleibt und die Beziehung nicht belastet, kann er sogar bereichernd sein. Besonders wichtig: Solosexualität ist keine Konkurrenz zur gemeinsamen Sexualität, sondern kann eine wertvolle Grundlage für eine erfülltere Paarsexualität darstellen.
- Gemeinsam Pornos anschauen als eine Option betrachten. Das gemeinsame Anschauen von Pornos kann eine Möglichkeit sein, Sexualität offener zu gestalten und neue Impulse in die Beziehung zu bringen.
Studien zeigen, dass Paare, die gemeinsam Pornografie schauen, im Durchschnitt besser über ihre Sexualität kommunizieren. Paare, die offen über ihre sexuellen Bedürfnisse sprechen, sind nachweislich zufriedener mit ihrem Sexleben. Es kann sich also lohnen, dieses Thema bewusst anzugehen.
Weitere spannende Informationen:
Zum Reinlesen:
- Ursina Donatsch (2024). Pornos und Partnerschaft – Lust oder Last?
- Was macht Pornokonsum mit der Beziehung? Beitrag im Elternmagazin wireltern.
Zum Reinhören:
- Dein Porno ist auch mein Porno: Chancen und Risiken für Paare. Ursina Donatsch zu Gast bei Ach komm! – der Podcast für Körper, Seele, Herz und… Sex. Zu finden auf Spotify.
Zum Reinschauen:
- Tabuthema Masturbation und Pornokonsum. SRF Unzipped vom 6.09.2020